Was ist charismatische Musik?

Ihre kulturgeschichtliche und ausdrucksbezogene Aufschlüsselung und ihre Bedeutung für die kirchliche Musik der Gegenwart

Für eilige Leser ist eine Zusammenfassung vorangestellt. Wer weitergehende Informationen wünscht, kann sie als Einstiegsorientierung nutzen oder gleich zur „ausführlichen Behandlung des Themas“ weiter unten springen.

 


 

1. Korinther 2,12-15 (Menge-Bibel)

12 Wir haben nun aber nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott stammt, um zu erkennen, was Gott uns aus Gnade geschenkt hat.

13 Und davon reden wir auch, nicht mit Worten, wie menschliche Weisheit sie lehrt, sondern mit solchen, wie der Geist sie eingibt, indem wir geistgewirkten Inhalt mit geistgewirkter Sprache verbinden.

14 Ein natürlicher Mensch freilich nimmt nichts an, was vom Geist Gottes kommt; denn es gilt ihm als Torheit, und er ist nicht imstande, es zu verstehen, weil es geistlich beurteilt werden will.

15 Der Geistesmensch dagegen beurteilt alles zutreffend, während er selbst von niemand zutreffend beurteilt wird.

 


 

Zusammenfassung des Themas:

Bei der Charismatik haben wir es mit zwei verschiedenen Herkunftsformen zu tun. Die erste wurde über die drei Jahrhunderte der Sklavenverschleppung von Westafrika nach Amerika vom „schwarzen Kontinent“ her geprägt. Die Auszugs-Region der Sklaven war von okkulten Naturreligionen bestimmt (und ist es weithin noch immer). Aufgrund dieses gewaltigen Exodus konnten sich durch die in der „Neuen Welt“ erzwungene Akkulturation (svw. Vermischung von Kulturen) verschiedene Formen des Afroamerikanismus herausbilden. Über die Christianisierung der Sklaven kam es zu religiösen sowie musikalischen Einflüssen, die auch in die europäische Christenheit eindrangen. Der Herkunft nach sind es vor allem Einflüsse des Animismus. Sie sind okkult bestimmt.

Die zweite, jüngere Form der Charismatik entstammt in erster Linie dem indischen Subkontinent und dem anschließenden südostasiatischen Raum. Aufs Kürzeste sei diese Variante als meditativ-kontemplativ charakterisiert. Es handelt sich um Einflüsse des Hinduismus, in zweiter Linie des Buddhismus. Diese Religionen nehmen seit den späten 1960er-Jahren verstärkt Einfluss auf die westliche Welt, insbesondere in Form esoterischer Praktiken, Philosophien und religiöser Mystik. Auch dieser Einfluss wird natürlich begleitet von Musik. Jedoch hat sich die zeitlich früher auf das Christentum zugreifende Komponente, nämlich der zum Ekstatischen neigende afroamerikanische Verhaltens- und Musikeinfluss, einstweilen als prägender erwiesen. Doch gewinnt die meditativ bestimmte Komponente zunehmend an Einfluss. Der Herkunft nach handelt es sich auch bei den asiatischen Vorläufern um okkult bestimmte Praktiken. Allerdings spricht man bei dem asiatischen Einfluss gerne von Esoterik bzw. esoterisch. Im ausführlichen Teil werden diese Begriffe näher erklärt.

Beide Komponenten ergeben aus christlicher Sicht ein pseudogeistliches Gemisch. Anthropologen, die Kulturen erforschen, sprechen von Akkulturations- oder Synkretismus-Produkten. Die adventistische Glaubenskultur ist davon nicht unberührt, auch in Deutschland nicht. Die Formen der mittlerweile die Welt umspannenden, okkult wie esoterisch behafteten, populären Weltmusik dringen nach „geschmacklicher“ Angleichung in die christlichen Kirchen ein und bewirken erfahrungsreligiös durchsetzte, geistliche Verflachung.

Beide großkulturellen Einflüsse zeigen sich insbesondere in den charismatisch vorgetragenen Wellen der Megakirchen, bis hin zu den neuesten Formen von Erlebnisgottesdiensten, wie sie etwa in der Emerging Church praktiziert werden, in Einheit mit dem musikgetragenen Soaking. Googelt man etwa unter Begriffskombinationen wie Emerging Church soaking oder Hillsong Church soaking oder New Age soaking, wird man rasch und wiederholt auf pseudogeistliche Gemeinsamkeiten stoßen und den Charismatismus als d a s verbindende Element erkennen. Betrachtet man es nüchtern und objektiv, wird deutlich, dass mittels dieser aus dem Heidentum stammenden religiösen und stets auch musikalischen Einflüsse auf einer stark gefühlsgetragen Erlebnisebene Einheit erreicht werden soll. Musik und mit ihr die Lieder erweisen sich als d a s Wohlfühl-Medium zum Erreichen kirchlicher Annäherungen mit dem Ziel von Zusammenschlüssen.

In Anbetracht der Ursprungskulturen, die sicherlich zu einer Art Pseudo-Geistlichkeit beigetragen haben, sollten biblisch denkende Menschen sich zumindest theoretisch auf die Frage einlassen, ob die spirituellen Kräfte der charismatischen Musik nicht doch spiritistisch infiltriert sein könnten. An dieser Frage werden sich letztlich die Geister scheiden. Da wird voreilig von Verteufelung geredet und andererseits verteufelt, was als informative Mahnung oder Warnung gedacht ist – in dieser letzten und auf der menschlichen sowie der übermenschlichen Ebene kampfbetonten Zeit.

Der Adventismus scheint im Land der Reformation an einer Wegscheide zu stehen. Hauptgrund für die gegenwärtige Kontroverse sind die vorwiegend von der afroamerikanischen Musik her charismatisierten, neueren Songs. Und insbesondere sind es ihre gegen den natürlichen Takt gerichteten Synkopierungen sowie die Neigung zu häufigen Wiederholungen. Sie lassen den afroamerikanischen Einfluss erkennen, der auch von den negroid-charismatischen Kirchen herkommt. Die entsprechenden Merkmale kamen seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts in der pfingstlerischen „Charismatik“ zum Tragen. Wiederholungen und pulsierende Rhythmen samt Gegenrhythmen wirken magisch energetisierend. Sie erfassen Körper, Geist und Seele, äußern sich von den Ursprungskulturen her völlig natürlich in magischem Tanz und zielen auf Ekstase. All das ist uralt. Damit wurden in der animistischen Praxis Afrikas von jeher die Geister herbeigerufen, um aus Menschen zu reden. In entsprechenden Zusammenhängen spricht man seit dem Pfingstlerismus in der charismatisch-ekstatischen Gottesdienstpraxis von „Geisttaufe“. Diese Praxis breitet sich immer weiter aus und zieht manches nach sich, vor dem wir uns hüten müssten!

Hand in Hand mit der musikalischen Repetierpraxis kommt es auch zu textlichen Wiederholungen sowie zu poetisch simplen, klischeeartigen und deutungsoffenen Aussagen. Demgegenüber sind klassische Choräle eindeutig in ihrer Gottbezogenheit. Ein ominös-unverbindlicher „Geist“ oder „Gott“ hat hier praktisch keinen Stellenwert. In der neueren Songstilistik jedoch sehr wohl. Die alten Choräle drücken ganz genau aus, an welchen Gott sie sich wenden. Dagegen bleiben viele der neueren, überwiegend charismatischen Songs fragwürdig verhangen, eben mystisch. Ausdrücklich sei der Vergleich solcher Songs mit herkömmlichen Hymnen angeregt.

Als eine durch und durch auf liedgetragenem Erlebnisgottesdienst fußende Kirche, die beide Richtungen der Charismatik vereint, wird in der ausführlichen Abhandlung die Hillsong Church betrachtet und ihre Lieder werden auf Charisma und Wirkung untersucht.

Der Arbeitskreis „Macht der Musik“ erkennt in den weltweiten synkretistischen Entwicklungen die dritte Ausdrucksform der „unreinen Geister“ aus Offb 16,13-15. Dass diese durch Musik bzw. Lieder vorgetragen werden, sollte nicht überraschen. Auch die vielfachen, endzeitprophetischen Wachet!-Rufe Jesu sowie die Endzeitgleichnisse in Mt 25 bewegen diesen Arbeitskreis. Wann warnen, wenn nicht jetzt? Die in adventisten heute vorgestellten Lieder geben Grund dazu.

Im ausführlichen Teil dieser Abhandlung wird die Ökumene angesprochen. Um die betreffenden Aussagen sachgerecht einzuordnen, sollte man auch folgende Abhandlungen lesen: „Die Produktion neuer geistlicher Lieder in Deutschland als Ausdruck der Ökumenisierung …“ und „Die sieben Musterlieder aus glauben – hoffen – singen und ihre Verfasser: Gelegenheit für Einblicke in die ökumenische Liedermacher-Szene“. Wer die Ausführungen beider Artikel aufmerksam liest, wird ein klares Bild von der Durchökumenisierung der Liedermacherszene seit dem Zweiten vatikanischen Konzil (1962 – 1965) sowie über charakteristische Eigenarten von Text und Musik der charismatischen Lieder erhalten.

 


 

Ausführliche Behandlung des Themas:

Die eingangs vom großen Heidenapostel zitierten Leitlinien (1. Korinther 2,12-15) sind auch darauf anzuwenden, was heute zur sogenannten „Charismatik“ gehört, also eine charismatische Art zu predigen sowie charismatische Musik unter besonderer Berücksichtigung ihrer Lieder. Allerdings werden die paulinischen Eingangsverse in dieser Abhandlung nicht durchinterpretiert. Es sei dem geistlichen Durchblick der Lesenden überlassen, das 1Kor 2 Entnommene auf das in diesem Artikel Beschriebene anzuwenden.

Der Begriff Charismatische Musik ist kein musikologischer Fachbegriff. Er wurde im kirchlichen Rahmen geprägt und bezieht sich auf bestimmte Wirkungen, wie sie der herkömmliche Gottesdienst nicht kennt. Demgegenüber gibt es in Text und Musik neue Stilelemente, die als charismatisch empfunden werden.

Das griechische Wort charisma bedeutet: Gabe, Geschenk. Wenn ein Mensch Charisma hat, bezieht sich das auf seine gewinnende Ausstrahlung, die ihm als Teil seiner Persönlichkeit geschenkt ist.

Nach Ursprung und Wesen haben wir es bei der charismatischen Musik mit zwei großen Kulturräumen zu tun: Einerseits Westafrika und andererseits Indien mit Südostasien. Mithin handelt es sich um zwei Religionskulturen, die völlig verschieden sind. Aber beide sind heidnisch.

Im Hinblick auf die afrikanische Seite spricht man von okkulter Besetztheit, während der asiatischen Seite eher der Esoterik-Begriff zugewiesen wird. Doch gilt die Gleichung lat. occultum = gr. esoterikos. Beides bedeutet svw. verdeckt, geheim, (tief) innerlich, nur für Eingeweihte zugänglich, mysteriös, rätselhaft, nebulös …

Beide Kulturkreise haben dazu beigetragen, was heute in Kirchen als „Charismatik“ bezeichnet wird. Die entsprechenden musikalischen Ausdrucksformen wirken auf christliche Kirchen und schließlich auch auf den Adventismus ein. Der westafrikanische Einfluss ist der ältere. Er entstand sozusagen auf dem Rücken der Sklaverei in Amerika. Dieses Langzeitverbrechen gegen die Menschlichkeit hat die afroamerikanische Kultur hervorgebracht. Als deren Teil entstanden uneuropäische und deshalb besondere Anbetungsformen mit einer besonderen Art zu predigen und eine besondere Musik zu machen. Das hat auch eine neue Art von Liedern hervorgebracht, sozusagen als Spätformen. Sie sind es, die wir heute als charismatisch bezeichnen. Nach diesem gerafften Bogenschlag werfen wir nun einen genaueren Blick auf die Kulturen der „charismatischen“ Ursprünge.

In Westafrika herrschten zur Zeit des Sklavenhandels Formen des Animismus vor. Im Übrigen gab es Totemismus. Im Animismus wird die gesamte Natur als göttlich beseelt betrachtet und verehrt. Er kommt überwiegend bei Ackerbaukulturen vor, währen der Totemismus für Jäger- und Sammler-Kulturen typisch ist. Hier werden v.a. bestimmte Tiere als göttlich verehrt. Auch Ahnenverehrung kommt vor, teils als selbstständige Religion, teils in Mischformen mit den beiden Erstgenannten. Zauberei und Hexerei sowie Beschwörungs-Magien vielfältiger Art gab es praktisch überall in Westafrika. Und wenn wir hier aus der sklavereibezogen-historischen Perspektive die Vergangenheitsform verwenden, besagt das nicht, dass die okkulten Religionen und ihre Bräuche in Westafrika heute nicht mehr anzutreffen wären.

Der Sklaven-Exodus zog sich rund drei Jahrhunderte hin (etwa von 1550 bis 1850). Dieser unmenschliche Seelenhandel (Offb 18,13) zielte auf Nord- und Südamerika sowie die Karibik. Entsprechend gab es unterschiedliche Formen des Afroamerikanismus, nämlich insbesondere anglo- und ibero-amerikanisch, in geringerem Maße auch francoamerikanisch mitbestimmte Ausprägungen. Diese Kultureinflüsse fanden neben den durchgehenden afrikanischen Ethnomerkmalen ihren Niederschlag in kulturraumspezifischen Stilen der afroamerikanischen Musik. Natürlich gibt es afroamerikanischen Einfluss auch auf die Kirchen-Kultur in Amerika, doch stets mit körperlich-stimulierender, charismatisierender Wirkung.

In weit geringerem Maße und sehr viel später nahmen die südostasiatischen Religionskulturen Einfluss auf das europäische Christentum. Natürlich interessierten sich Europäer infolge der Koloniegründungen im 19. Jahrhundert für fernöstliche Kulturen und insbesondere für die hinduistische und buddhistische Religion. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts intensivierte sich dieses Interesse. Doch gab es zunächst keine Einwirkungen auf das Christentum. Eher bildeten sich im Westen esoterisches Einzelgängertum oder Kleingruppenwesen. Man übte sich in meditativen Techniken. Das führte in den zwanziger Jahren zum medizinisch genutzten „Autogenen Training“, einer Art selbsthypnotischer Entspannung. Im Laufe des 20. Jahrhunderts kam es in Deutschland zu mehreren Yoga-Wellen. Unter dem Aspekt dieser esoterisch geprägten Charismatik sei ein Zitat aus der Wikipedia-Enzyklopädie angeführt:

„Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Yoga in mehreren Wellen immer populärer … Ende der 60er-Jahre verband sich Yoga im deutschsprachigen Raum mit der Kultur der 68er. Viele junge Menschen pilgerten in die indischen Ashrams. [Ausbildungsstätten für Yoga- und andere Meditationstechniken samt den damit verbundenen Religions-Lehren – Verf.] Manche Gurus bekamen eine große Anhängerschar im Westen. Mit der Esoterikwelle Anfang der 80er-Jahre bekam Yoga einen neuen Auftrieb … In den 90er-Jahren wurde Yoga zu einem wichtigen Teil der Gesellschaft.“ (Entnommen: Yoga Geschichte – Yogawiki)

Wohlgemerkt, es handelt sich hier um ein Zitat aus neutraler Quelle! Es zeigt eine Verdichtung der Zuwendung zur meditativen Esoterik v.a. bei Twen-Subkulturen der späten 60er Jahre. Dazu sei angemerkt, dass gerade diese Kreise Rockmusik bevorzugten, damals weithin noch Beat genannt.

Damit sind für die heutige geistliche Musik zwei entscheidende Einflüsse festgemacht: der ekstatisch-okkulte aus Afrika und der trance-artig esoterische aus Asien. Bevor wir auf deren ästhetische, also auf bestimmte Wirkungen bezogene Seite eingehen, sei der thematische Leitbegriff selbst unter die Lupe genommen.

Es wurde bereits angedeutet, dass es sich bei der charismatischen Musik nicht um einen musikologischen Fachbegriff handelt. Dieser Terminus kommt aus der Kirchen-Kultur und versteht sich ästhetisch, also auf bestimmte Wirkungen bezogen. Diese können sowohl ekstatisch als auch trance-artig sein. Doch dringen beide auch in Geist und Seele ein, unweigerlich. Insofern wirken sie sich auch auf die geistliche Ebene aus und bestimmen Entscheidungen und Verhalten mit. Das betrifft die qualitative Seite des Glaubens.

Bevor man im kirchlichen Feld von Charismatik oder von charismatisch sprach, wies man diese Eigenschaft afroamerikanischen Predigern zu und bezog sich dabei v.a. auf deren mehr gesungenen als gesprochenen, extrovertiert-energievollen Shout-Stil (von engl. to shout = rufen, schreien). Es handelt sich um das gebräuchlichste artikulative, stimmliche Ausdrucksmittel der afroamerikanischen Musik. Diese verwendet eine Reihe weiterer vokaler Artikulationsmittel (svw. stimmliche Ausdrucksmerkmale). Darauf werden wir noch im Einzelnen eingehen. Es handelt sich um Ausdrucksqualitäten, die von Westafrika nach Amerika gelangten. Bis heute haben sie nichts von ihrer unter die Haut gehenden Kraft verloren. Ja, bereits in dieser Energetik zeichnet sich ein Charisma aus, das erwiesener Maßen einen unwiderstehlichen Reiz ausüben kann, der immer wieder nach Befriedigung verlangt und Aktionismus hervorruft. Insofern zeichnen sich Suchtcharakter und Vergötterung ab. Nicht umsonst wurden Begriffe wie Jazzfan, Fan-Gemeinde oder einfach Fan gebildet, weil die betreffenden Vorlieben fanatische Begeisterungs-Reaktionen bis zum ekstatischen Ausrasten hervorrufen können. Das kann je nach Naturell bis zu – aus moralischer Sicht – bedenklichen und oft irrationalen Blütentrieben reichen. Selbst wenn das für entschärfte Kirchenlied-Adaptionen nicht zutreffen mag, die so harmlos per schwarzen Noten auf neutrales Weiß gedruckt sind. Aber aus der papierenen Harmlosigkeit können unter entsprechend geschulten Händen und mittels rocktypischer Instrumente Potentiale erweckt werden, die einerseits begeistern, andererseits Unwohlsein und Ablehnung hervorrufen – jedenfalls im Gottesdienst. Damit ist ein Problem angedeutet, das sich (nicht nur) in Adventgemeinden der Schweiz wie in Deutschland längst erwiesen hat.

Aber wie kommt es zu solcher charismatischen Energetik, die körperliche Reaktionen hervorruft, vom dezenten Fußwippen bis zum Tanz, vom finger poping bis zum body hopping, von clapping bis shaking, rocking and rolling … ?

Ein wesentliches Wirkungs-Charakteristikum der afroamerikanisch-charismatischen Musik ist ihre Körperlichkeit. Paulinisch ausgedrückt, sie ist fleischlich. Insofern verdrängt sie geistgeleitetes Denken, dämpft oder verunklart den frommen Geist. Der entgeistlichende Bewegungsdrang wird nicht nur durch gleichmäßig pulsierenden Rhythmus erzeugt, sondern auch durch dagegen gerichtete Rhythmen und Akzente, die gemeinhin als „synkopisch“ bezeichnet werden (es aber nicht immer sind). Mittels dieser rhythmisch gegenläufigen oder kontrastierenden Schichten wird Spannung erzeugt, die sich in Bewegung entlädt. Je nach den im Weiteren wirkenden Ausdruckmitteln können durch beständig kreisende Wiederholungen intensivierende Wirkungen entstehen. Wir sprechen von (über den Hörsinn funktionierender) sensomotorischer Wirkung. Dafür ist nicht allein das Schlagzeug zuständig, auch jedes andere Instrument sowie Gesang können zur einen wie zur anderen Rhythmus-Schicht beitragen. Auch der Text wird rhythmisch so oder so dargestellt, sich den normativen Taktimpulsen entweder unterordnend oder dagegen gerichtet, sozusagen opponierend. Natürlich verwendet auch die europäische Musik solche Effekte, aber während sie hier die Ausnahme sind, sind sie in der afroamerikanisch tönenden Form beständiges Charakteristikum. Allein in dem Versuch, diese Phänomene mit Worten zu beschreiben, schwingen psychologisierende Ästhetik-Momente mit. Das erweist sich im Folgenden.

Zu den rhythmischen Ebenen kommen spannungssteigernde stimmliche Ausdrucksmittel hinzu. Wer einmal Gelegenheit hatte, etwa in einer afroamerikanisch dominierten Baptistenkirche den mit energievollem Schreien durchsetzten, rezitationstönigen Shout-Gesang schwarzer Prediger zu hören, wird das nie vergessen, wie immer man es bewerten mag. Mit Recht spricht man von shout style (Ruf- oder Schrei-Stil). Dieser hat sich sogar auf Instrumenten durchgesetzt. Auf Blasinstrumenten wird dieses Ausdruckmittel durch stimmhaftes Mitbrummen bewerkstelligt. Es erzeugt im Ausatmungsstrom Mikroimpulse, die den Klang gleichsam aufrauen. Man spricht auch von dirt oder dirty sound (= dreckiger Klang). Auf der E-Gitarre wird dieser Effekt durch distortion (= Verzerrung) erreicht. Entsprechend der dem Instrument zugeführten, hohen Atemdruck-Energie werden die Töne angespielt, nämlich schlagartig oder perkussiv, also wie bei einer Trommel, gleichsam ein „Bong“ oder „Peng“. Man spricht hier von attack (= Anschlag, Angriff) oder hot intonation (= „heißer“ Tonansatz mit Anfangs-Akzent). Stets handelt es sich um Energien, die sich von den Spielenden auf die Hörenden übertragen.

Bei den englischen Begriffen handelt es sich – im Gegensatz zu dem Wortgebilde charismatic music – um musikalische Fachbegriffe. Doch wirken die betreffenden Ausdrucksmittel charismatisch. Ist man dafür empfänglich, gehen sie als energetische Aufladungen buchstäblich unter die Haut. Vergegenwärtigen wir uns bitte nochmals die oben vorgestellten, beschreibenden Fachbegriffe, wie sie allein vom Leseverständnis her wirken – und fragen uns dann, ob sie aus biblischer Sicht in all ihrer Körperlichkeit wohl zu Heiligem passen (Phil 4,8-9). Soviel zu den wichtigsten stimmlichen und gleicherweise instrumentalen Artikulations- oder Ausdrucksmitteln.

Als weitere Möglichkeiten zur energetischen Steigerung treten hinzu: das Wiederholen charakteristischer Tonfolgen (riffs) sowie rhythmischer Schlagfolgen (patterns) des Schlagzeugs. Wiederholungen kurzer, rhythmisch markanter Einheiten waren in Afrika von jeher das Hauptmittel zu energetischen Steigerung bis zur Ekstase. Allein das Prinzip der vielen Wiederholungen lässt sich von Westafrika her durch alle Formen afroamerikanischer Musik nachweisen, in allen geistlichen und weltlichen Genres, in Jazz und Rockmusik, ja mit größter Deutlichkeit in den synthetischen Grooves der Techno-Stile und ihren jüngeren, rap-dominierten Ablegern Hiphop, Triphop oder Toxic …

Schließlich wäre da noch die Lautstärke, die infolge der elektrischen Verstärkung eine hochenergetische Eigendynamik aufdröhnen lassen kann. In der heute technisch möglichen Massigkeit ist die Klanggewalt umso primitiver, je ohrenbetäubender sie hochgedreht wird. Das kann bis zur körperlichen Schädigung und seelischen Verhärtung reichen.

Alle genannten Ausdrucksmöglichkeiten können so kombiniert werden, dass selbst bei langsamem Grundtempo psycho-physische Energie erzeugt wird, je nach Empfänglichkeit. Also kann beispielsweise auch ein langsamer Song charismatisch sein und – je nach Präsentation – auch ausgesprochen sexistisch wirken. Dazu verleiten Mikrofone in Form sogenannter Großaufnahmen, die sogar das (Be-)Hauchen animierend herüberprickeln lassen, ohrschmeichlerisch und doch saalfüllend. – In charismatischen Jesus-Lovesongs werden sie als Abglanz nachtclubatmosphärischer Anmache durchaus noch wahrnehmbar nachinterpretiert.

Nun mag man sagen, dass unsere charismatischen Kirchenliedlein doch x-fach gefiltert sind. Das trifft zu, zumal in gedruckter Form. Aber selbst als verharmloste Extrakte tragen diese Lieder noch ein Elixier in sich, an dem sich die sensiblen Geister von Glaubensmenschen scheiden. Andere merken gar nichts. Das singt sich doch so schön! Dennoch, es liegt Spannung im gottesdienstlichen Raum. Selbst die energetisch ausgedünnten, doch immer noch genügend charismatischen Lieder führen in der Regel zur Entfeierlichung sowie in die Entweihung. So empfinden es die negativ Betroffenen. Auch ohne die musikalischen Mittel zu durchschauen, kommen einerseits quasi moralische Bedenken auf, während andererseits pure Begeisterung herrscht. Aber der Preis der charismatischen Durchsetzung ist hoch. Zumindest innere Emigration ist die Folge. Jedenfalls bei Naturen, die um jeden Preis friedliebend sind oder gar nicht wissen, warum ihnen geistlich unwohl ist. Ihnen fehlen auch die begrifflichen Aufhänger.

Nun zur östlichen Variante der Pseudo-Geistlichkeit oder Trance fördernden Neo-Charismatik: Sie ist in jüngerer Zeit in die westliche Kultur übergeschwappt. Mag sie auch für das Repertoire von Gemeindeliedern (einstweilen) nicht bedeutungsvoll sein, so ist sie aus geistlicher Sicht doch höchst beachtenswert. Es handelt sich sozusagen um einen feinstofflichen, sensiblen Typus der Charismatik.

Vergegenwärtigen wir uns, dass es im Jahr 1968 zum folgenschweren Kontakt der „Beatles“ mit dem indischen Guru Maharishi Mahesh Yogi kam. Auf der Höhe ihres Ruhmes suchten die vier Rock-Idole diesen Kontakt, um von ihren Erfolgskomplexen, Drogenproblemen und ihrer inneren Leere loszukommen. Bereits in den 50er-Jahren hatte Maharishi die sogenannte Transzendentale Meditation (TM) als eine Methode entwickelt, die das menschliche Individuum angeblich durch spirituelle Versenkung zum Göttlichen transformieren und zum fehlerlosen Handeln führen könne. – Um den Indien-Trip der Beatles wurde großer Medienrummel veranstaltet, was dazu beitrug, dass ein gewaltiger Export asiatischer Weisheiten, meditativer Methoden sowie Accessoires aller möglichen Spielarten in den Westen erfolgte. Der bis dahin eher bescheidene Esoterikmarkt begann zu boomen. Damit gewann auch die entsprechende Musik zunehmend Einfluss, und zwar in Jazz und Rock – doch eher als experimentelle Randerscheinung. Wirksamer wurde der östlich-meditative Einfluss in der New Age-Musik. Die dahinter stehende Ideologie ist im Wesentlichen kosmologisch-universell ausgerichtet, dient also der globalen Einheitsidee sowie der Utopie eines Weltfriedensreichs. Verbunden damit ist auch eine universale Mischreligion.

Nach Wikipedia war in „Bezug auf Gott oder das Göttliche … im New Age die ganze Bandbreite von einem Pantheismus, der alles als göttlich betrachtet, bis zu einem moderaten Atheismus vertreten … Viele New Ager hingen einem monotheistischen Glauben an, wobei sie sich selbst oft als Christen betrachteten. Ebenfalls verbreitet waren polytheistische Vorstellungen, die an alte heidnische Traditionen anknüpften (Neopaganismus) … Diese Unbestimmtheit des Gottesbildes resultierte aus einer Betonung der eigenen spirituellen Erfahrung gegenüber vorgegebenen Glaubensinhalten. Das Göttliche war nach der Überzeugung der New Ager innerlich erfahrbar, und definitionsartige Aussagen galten als dem Wesen dieser Erfahrung nicht angemessen. Charakteristisch war daher eine ausgeprägte Toleranz gegenüber verschiedensten Erfahrungsweisen des Göttlichen.“ – Alle diese Merkmale gelten nach wie vor.

In den 60er-Jahren formierte sich die pazifistische und zugleich gesellschaftskritische Hippie-Bewegung. Ihre Friedlichkeit war Ausdruck des tiefen Wunsches nach Beendigung des Vietnam-Krieges (1955 – 1975), der mit zunehmender Härte geführt wurde. Von hier aus wird auch die bereits Anfang der 60er-Jahre aufgekommene Hippie-Bewegung mit ihrer neoromantischen Flower-Power verständlich. Auf diversen Bildern tragen die Beatles sowie ihr kurzfristiger spiritueller Lehrer Maharishi Yogi Blumengirlanden um den Hals und einen Blumenkranz als Kopfschmuck. Es ist nur natürlich, dass selbst die Rockmusik in diesem Zusammenhang auch weiche Züge entwickelt und von der meditativen New Age-Musik her beeinflusst wird. Dennoch entspricht das nicht der Mainstream-Rock-Stilistik. Diese bringt zunehmend härtere Formen hervor, etwa die Metal-Stile, die sich seit den 80er-Jahren aus dem Hard Rock entwickelt haben. 1969 wird das legendäre Woodstock-Festival zum Symbol einer auch die weicheren Einflüsse aufnehmenden, sanften, aber dennoch Normen zersetzenden Jugendrebellion. Sie tritt für freien Sex und Rauschgiftkonsum ein, für Verweigerung von Leistungsdruck und Militarismus – im zeitlichen Kontext mit dem Vietnamkrieg. „Make Love Not War“ war die Parole.

Die Hippiebewegung trat mit der New Age-Bewegung zeitgleich auf. Die erste bevorzugte den Soft Rock-Stil, also weiche Rockmusik, die zweite war von meditativer Weichheit. Übrigens sind beide Tendenzen im sogenannten Psychodelic Rock aufgegangen und beide manifestieren sich auch im Jazz (psychedelisch bedeutet svw. seelisch-geistig, übersinnlich, spiritistisch medial). Man sprach von Fusion (Verschmelzung, Vereinigung) oder fusion music. – Obgleich heute in charismatischen Kirchen nebeneinander praktiziert, bleibt festzustellen, dass die Musik der Hippies auf dem Afroamerikanismus fußte, die der New Ager auf der meditativen Musik Asiens. Wie schon gesagt, entstanden beide Bewegungen in den späten sechziger Jahren. Nun sei hinzugefügt, dass beide in den Siebzigern ihren Höhepunkt fanden und im folgenden Jahrzehnt abebbten. Aber das pseudoreligiöse Ideengut der New Age-Ideologie wirkt weiter in Richtung einer evolutionären Höherentwicklung der Menschheit, die das Göttliche im Individuum betont. Eine diese Utopie stützende Musik zielt auf universale Entgrenzung bzw. meditative Bewusstseinserweiterung; ihr Klangcharakter suggeriert sphärische Weite, und infolge des fehlenden Pulsar-Beats wirkt sie horizontal schwebend; sie meidet Plötzlichkeit und Überraschung; alles entwickelt sich allmählich. Das weist völlig natürlich zurück auf meditativ bestimmte Religionskulturen und ihre Musik. In diesem Sinne haben insbesondere Hinduismus und Buddhismus Einfluss genommen.

Übrigens kennen diese Religionen auch ausgeprägt rhythmische Musik. Aber diese Komponente war in den westlichen Idiomen von Jazz, Rock und Pop sowie den folkloristischen Vorläufern längst selbstverständlich. Andererseits dürfte nun einsehbar sein, dass afroamerikanisch beeinflusste Musikstile nicht geeignet sind, um meditativ-charisma-tische Zustände anzuregen oder zu begleiten. Deren Energetik deutet eben auf ekstatisches Charisma hin. Dennoch lässt sich nicht von der Hand weisen, dass vor allem die Beatles wegen ihrer Idol-Funktion nach ihrer rauschmittelbedingt halluzinösen Phase und nach ihrem Indienaufenthalt der meditativen Charismatik-Qualität zu breiter Akzeptanz verholfen und sie für christliche Songstilisten verfügbar gemacht haben. Die Beatles (der Name assoziiert beat svw. rhythmische Schläge und beetle = Käfer) haben also eine spirituelle sowie musikästhetische Doppelfunktion erfüllt. Als Vertreter des damals noch Beat genannten Rock-Idioms begannen sie recht europäid, doch mit afroamerikanischen Zutaten. Erst später haben sie Türen geöffnet, die in den östlichen Mystizismus führen, bzw. sie haben diesen in den Westen quasi eingeladen.

Sowohl die Hippie- als auch die New Age-Bewegung lassen das Ziel erkennen, die Gesellschaft von christlichen und damit biblischen Moralvorstellungen zu befreien. Für biblisch denkende Menschen ist der hinter all dem stehende Fädenzieher offenbar. Er lässt die populäre Weltmusik für sich arbeiten, zu der letztlich und allein er die historisch-kulturellen Voraussetzungen geschaffen hat – vorab mit Hilfe des gewaltigsten Verbrechens der (nachmittelalterlichen) Neuzeit – nämlich der Sklaverei in Amerika. Biblische, vom Geist der Weissagung geleitete Menschen sollten das Ganze sehen, zumindest vom Denkansatz her. Für jenes Verbrechen ist letztlich der Gott- und Menschenfeind verantwortlich. Er hatte über die annähernd drei Jahrhunderte neuweltlicher Sklaverei durchgehend seine Hand im Spiel. Auch bei den entstehenden Akkulturationsprodukten und damit auch über deren Musik. Unter den inhumanen und in vielem unmoralischen Bedingungen der Sklaverei entwickelten sich Formen der afroamerikanischen Folklore: Work Songs, Ballads, Spirituals und schließlich der Country Blues. Daraus gingen die städtischen Blues-Varianten hervor: der Big City Blues der Roaring twenties (svw. der wilden zwanziger Jahre), Boogie Woogie, Rhythm & Blues, der schwarzen Vorform des Rock & Roll. Von den gattungsübergreifenden Jazz Blues-Typen nicht zu reden.

Die existentiellen Begleitumstände all dieser Stile bzw. ihrer Vertreter waren mehr oder weniger eng mit teuflischen Zielsetzungen, Lebensformen und Praktiken verbunden. Die meisten stilbildenden Musiker waren suchtbehaftet und starben früh. Es mögen den Potentialen nach geniale Menschen gewesen sein, doch von Drogen zerfressen. Vor allem die Rockmusik und ihre Milieus als soziologisch gut erfasste Phänomene werden von frommen Gemütern nicht angemessen in ihrer teuflischen Verwerflichkeit erkannt. Wer die damit verbundenen Absichten, Hintergründe und Begleitumstände sowie die Musik selbst auch nur im Geringsten dem Mitwirken Gottes unterstellt – etwa nach dem Motto, Gott habe all das geschaffen und es sei moralisch neutral –, unterliegt einer gewaltigen Täuschung. Lieder, die im stilistischen Zugriff auf Prinzipien solcher Weltmusik entstehen, sind geistlich gefährlich. Und ein geistliches Liederbuch, in dem von daher inspirierte Songs oder auch nur gewisse Stilmerkmale in noch so verharmlosend-objektivierte Notenschrift gefasst sind, birgt unabsehbare Risiken. Zu dieser Musik-Welt bzw. Welt-Musik sollten Menschen, die in der Heiligung fortschreiten möchten, nicht in liebäugelnden Kontakt treten.

In jüngerer Zeit reichen die beiden großen charismatischen Strömungen einander die Hand. Sie vereinigen sich in neueren christlichen Strömungen und tragen vereint zur Entgrenzung unterschiedlicher Glaubensformen und Bekenntnisse bei. Da sie insbesondere jüngere Menschen erfassen, haben sie Zukunft und werden auch weiterhin charismatisch entgrenzende Breitenwirkung entfalten – alles im Dienst der großen Einheit. Davon weiß der TV-geprägte Normbürger nichts und viele Christen leider auch nicht. Dem sind auch viele unserer Geschwister ausgeliefert, weil ihnen die Wachsamkeits-Argumente fehlen und sie diesbezügliche Informationen abqualifizieren (Offb 3,17), gar in die verschwörungstheo-retische Ecke verweisen. Sie ahnen auch nichts von den ungöttlichen, gleichmacherischen Kräften, die den charismatischen Liedern innewohnen. Aus deren Entgrenzungskraft erklärt sich ihr spiritueller Erfolg sowie die unbedarfte Benutzung ihrer Ausdrucksmittel. Musikbegabte und hervorragend ausgebildete Christen handeln völlig selbstverständlich damit: produzierend, verkaufend, in die Kirchen tragend; so werden sie unbewusst zu Handlangern derjenigen Kraft, die in der Musik wirkt, aber von der sie glauben, dass sie sie gefahrlos händeln und von der sie gar nicht annehmen, dass sie ungute Folgen haben könnte.

Die Charismata beider Quellen überschwemmen die Christenheit. Was aus separaten Kulturen hervorgegangen ist, fließt zusammen. Das Fusionäre dient dem Einen – im doppelten Sinn des Wortes. Dazu wurde massenhaft Musik geschaffen, psychologisch höchst raffinierte, für viele Gemüter wunderschöne, vielseitige, universale, geradezu kosmische Musik; Musik, die in der barrierelosen Entgrenzung eint, natürlich und verführerisch und lammfromme Worte tragend und Jesus betonend. Einstweilen treten die Charismata beider Kulturkreise beispielsweise in der sogenannten Hillsong Church auf, wo ein synkretistisch-charismatischer Musikstil gepflegt wird. Wikipedia informiert:

„Die Hillsong Church (ursprünglich: Hills Christian Life Centre) ist eine 1983 in Sydney (Australien) gegründete Megachurch der Pfingstbewegung, die Mitglied bei den Australian Christian Churches (vormals Assemblies of God) ist. Eigenen Angaben zufolge hat sie allein in Australien über 21 000 Mitglieder. Seit 1999 trägt sie ihren heutigen Namen. Tochter-gemeinden existieren in London, Kiew, Paris, Moskau, Kapstadt, Brisbane, Melbourne, Stockholm, New York City, Los Angeles, Konstanz, Düsseldorf und Amsterdam … Die Hillsong Church wurde international vor allem durch ihre Musikgruppen, wie Hillsong UNITED [Hervorhebung – Vf.] sowie ihre Fernsehsendungen bekannt. Das Hillsong Fernsehprogramm wird in mehr als 160 Ländern gesehen. Namhafte Mitarbeiter sind die Gründer und Pastoren Brian Houston und seine Frau Bobbie, die internationale Koordinatorin Christine Caine und Musiker wie Darlene Zschech, David Reidy, Reuben MorganHillsong Musik stand mehrfach mit verschiedenen Alben an der Spitze der australischen Charts.“

Auf dem Youth In Mission Congress (YIMC) 2015 in Mannheim kam es u. a. zur Aufführung des Liedes “Mighty To Save“. Dieser Titel wurde 2006 vom Ensemble Hillsong UNITED eingespielt. Bei der Hillsong Church handelt es sich, wie schon der Name sagt, um eine stark auf Musik basierende, besonders jüngere Leute ansprechende Institution. Wer die Möglichkeit des Internet-Zugriffs hat, googele unter Hillsong – Mighty To Save. In diesem Mitschnitt teilt sich Wesentliches über den Rahmen und die Wirkung mit, wofür der Titel eigentlich gedacht und gemacht ist. Ruft man weitere Titel ab, wie etwa “At The Cross“ – “I Surrender“ – “Where My Feet Fall“ – “Lead Me To The Cross“ – “Mercy Mercy“ oder „Yahwe“ (feat. Kari Jobe), wird deutlich, dass Hillsong UNITED neben beatbetonter Klangmassigkeit auch Wert auf leise, quasi in einen meditativen Wiege- oder Schwebezustand überführende Passagen legt. Das ist auch in “Mighty To Save“ der Fall, wenn auch nicht ganz so deutlich wie in anderen Titeln. Die Gemeinde reagiert entsprechend, ich möchte von versunken und verzückt sprechen. Charakteristisch für die profilierten Live-Interpretationen sind relativ ruhiges Grundtempo sowie vielfache Wiederholungen. Beide Prinzipien der Charismatik reichen (nicht nur) in den oben genannten Aufnahmen einander die Hand: einerseits erweist sich die Neigung zur Expressivität in Richtung Ekstase und andererseits die Neigung zu meditativer Einkehr, etwa um gezielt zur gefühlten Vereinigung mit Christus zu führen. Dies mitunter in einem Anflug von erotisierend-intimer Lovesong-Manier, die rauchig-hauchiges Vokalgesäusel mittels mikrofonischer Großaufnahme und hochvolumiger Verstärkung unter die Haut gehen lässt. Wer den obigen Internethinweisen nachgehen kann, achte beim Hören auf die dynamische Spannweite mit ihrem allmählichen Lauter- und Leiserwerden. Die weit ausholenden Lautstärke-Entwicklungen entfalten unwiderstehliche Mitnahme-Effekte.

Faszinierend sind die plötzlichen Breaks! Wenn die gesangliche Mitnahme der Gottesdienstbesucher erfolgt ist, kommt es vor, dass die Band auf den Taktschlag genau abbricht und nur noch die singende Gemeinde das Kirchenschiff vokal füllt. Diese Breaks sind aus manipulativen Gründen anders platziert als etwa im Jazz, nämlich nicht an den Nahtstellen melodischer Formteile, wo der jazzerfahrene Hörer sie als Spannungsmomente erwartet, sondern unerwartet, sozusagen mittendrin. Es mag zwar wegen des Wegbruchs der von der Bühne her Agierenden ein kurzzeitiger Frustrationseffekt entstehen, aber die Gemeinde überbrückt die wenigen Takte des Breaks und bestätigt sich im Durchhalten (!); es handelt sich bei dieser Brückenbildung sozusagen um ein „taktisches“ Medium von gemeinschaftsstärkender Kraft. Wenige Takte später wird der riesige „Gesang-verein“ in der Gottesdienst-Arena durch die große „Wieder-vereinigung“ mit Band und Animations-Chor von der Bühne her belohnt. Also: Kurzzeit-Breaks als gemeinschaftsstärkendes Mittel! Natürlich spielen sich solche Muster derart ein, dass sie schon bald erwartet werden. Doch wo der Break erfolgt, das scheint variabel und insofern stellt sich immer wieder Überraschung ein. Ein wirkungsvolles Spielchen im Gewand groß angelegten Erlebnisgottesdienstes. Mt 24,24 wirft als Endzeithinweis ein Schlaglicht auf dergleichen Faszinosa. Ob der in den Hillsong-Arenen oft und vieltausendstimmig besungene Christus dem biblischen Erlöser gleicht – das dürfen Traditions-Adventisten bezweifeln.

Über all das Faszinierende sollten wir nicht vergessen, dass beide Prinzipien musikalischer Charismatik auf völlig widergöttlichen Quellen fußen. Beide führen nicht in die biblisch geforderte Nüchternheit. Und beide lassen nicht diejenige geistliche Wachsamkeit zu, wie sie gerade für unsere Zeit gefordert ist. Deshalb wird auch die Dienlichkeit beider charismatischer Ausdrucksformen für die große Religionseinheit weithin nicht erkannt, geschweige denn als eine hinführende Komponente zu der Welteinheit gesehen, wie sie in Offb 13 angesagt ist. Der in Melodik und Text sowie in großartig angelegten Arrangements mit hoher Ausführungs-Qualität angeregte Mitnahme-Effekt zur ekstatischen wie zur meditativen Seite hin ist unbestreitbar verführerisch.

Blick in die Weite: Der vormalige Musikmeister des Himmels hat im Laufe der Kulturgeschichte unzählige Facetten heidnischer Religionsausübung geschaffen. Soweit die Kulturanthropologen es überschauen, waren alle diese Facetten musikbegleitet. Wo heidnische Religionen mit dem Glauben des Altbund- wie des Neubund-Volkes in Kontakt traten bzw. treten, sollte man dem ehedem himmlischen Musik-Maestro höchst aufmerksame Beobachtungs- und Handlungsbereitschaft unterstellen. Er lässt nicht los, was sein ist. Er verfolgt es über Zeiten, Kontinente und Kulturen. Ungezählte Helfershelfer haben an der Sklaverei verdient, teils reichen Profit geschlagen, haben unverhältnismäßig hart gestraft, gepeitscht oder sonstwie gefoltert, ausgerottet, entwurzelt, vergewaltigt, gemordet und endlos ausgebeutet. Angefangen von den ersten Sklavenjagden in Westafrika bis zur offiziellen Aufhebung der Sklaverei nach dem Sezessionskrieg (1861-65) gibt es bezüglich der Zahl der Opfer, nach dem Ausmaß der Grausamkeiten, der Ängste und seelischen Verbiegungen in der Neuzeit kein Menschheitsverbrechen, das der Sklaverei auch nur annähernd gleicht. Es kann nur verglichen werden mit den Verbrechen der Kirche während der dreigeteilten prophetischen Zeit: Dan 7,25; 12,7 und Offb 12,14. Dieses hatte die Bibel schon lange vorausgesagt, und die Geschichte hat dieses finstere Kapitel bestätigt. Es ist das Papsttum, das dieses kapitale Verbrechen vor Gott zu verantworten hat. Die gleiche Macht fördert heute die Charismatik im Interesse der großen religiösen Synkretion und der Welteinheit. Nach Offb 13 gehen wir auf eine Weltdiktatur zu, mit dem Papst als dem gekrönten und anzubetenden Oberhaupt. Aber das zeichnet sich längst auch für weitblickende Zeitgenossen ohne Bibel und Glaube ab.

Jenes weltgeschichtliche Sklaverei-Kapitel war allein Satans Feld. Nur völlig ahnungslose Menschen können Gott damit auch nur im Geringsten ursächlich verbinden. Satans Sache war auch die Langzeit-Aufbereitung der aus der Sklaverei hervorgegangenen Musik. Bereits deren afrikanische Vorläufer fielen in sein Ressort. Obgleich die Afrikaner tief im Okkultismus verstrickt waren – vielfach auch noch als Afroamerikaner, haben wir keinerlei Recht, sie pauschal für verworfen zu halten. Es ist allein Gottes Sache, das Urteil zu fällen; denn Er allein kennt alle Umstände und weiß sie recht zu bewerten. Vielmehr sollten wir davon ausgehen, dass Er den betroffenen Menschenkindern nachging, um zu retten, was zu retten war, auf beiden Seiten des Atlantiks. Es waren kulturell Gebundene und unter der Sklaverei Geschundene. Aber wir leben (noch) in Bekenntnis-Freiheit und haben wie nie zuvor Möglichkeiten, uns zu informieren. Das weist uns umso mehr Verantwortung zu.

Es war also ein ungeheuerliches Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das den Afroamerikanismus erzwang. Auf dem Grund dieses Verbrechens entstand im 20. Jh. eine regelrechte Verführungsmusik, faszinierend in ihrer Vielfalt wie in ihrem durchgehenden Charisma. Nun klopfen deren späte „charismatische Ableger“ an alle Kirchentüren und über die jeweilige Jugend halten sie seit Jahrzehnten Einzug, auch in Liederbücher. Dort findet eine wirkliche Weltmusik – im mehrfachen Sinn des Wortes – ihren vereinfacht-verharmlosten Niederschlag. Auch das ist faszinierend – aber um welchen Preis!

Nun wird die Vielfalt des neuen Liederbuchs hervorgehoben. Aber die entscheidende Frage ist: Greift diese Vielfalt – gerade was die neueren Lieder betrifft – Reines bzw. Heiligendes auf? Sind nicht Bedenken angebracht, wenn aus der populären Musik stammende Ausdrucksformen übernommen werden? Kann dieses Anleihe-Prinzip vor der persönlichen Aussage Gottes bestehen, wie Er sie in 3Mo 10,10 ebenso grundsätzlich wie verallgemeinernd stellt? – Dieser allgemeingültige Vers sei in seiner geistlichen Monumentalität als ein direktes Gotteswort zitiert, wie es Jahwe an Aaron richtete:

„Ihr sollt unterscheiden, was heilig und unheilig, was unrein und rein ist …“

Nochmals: Mit einer wundersamen Hartnäckigkeit wird die Behauptung hoch gehalten, Musik sei „moralisch neutral“ und von daher seien alle Musikstile prinzipiell für den Gottesdienst geeignet. Allein die göttlichen Anordnungen zur hebräischen Tempelmusik bringen jene Großzügigkeit zu Fall. – Es heißt auch, Musik könne durch einen frommen Text geheiligt oder gereinigt werden. Hag 2, 11-12 sagt aber, dass Unheiliges nicht durch Heiliges geheiligt werden kann, sondern dass das Heilige durch Unheiliges entheiligt wird. Vers 13 schreibt das Gleiche für Reines und Unreines fest, und Vers 14 verallgemeinert dieses Prinzip! Auch deshalb sollten wir Lieder ablehnen, die weltlich-charismatische Ausdrucksmittel aufgreifen sowie solche, die von vornherein als „ökumenisch“ produziert wurden. Dieses synkretistische Feld sollten Kinder Gottes nicht betreten. Bereits das Liederbuch Leben aus der Quelle ging diesbezüglich entschieden zu weit.

Um einen schnellen akustischen Eindruck von der gegenwärtigen und typischen Durchdringung einer jungchristlichen Szenerie mit beiden Formen der Pseudo-Geistlichkeit oder „Charismatik“ zu erhalten, sei im Nachgang zu den bereits empfohlenen Internet-Recherchen der Hinweis nachgereicht, auch unter folgender Eingabe zu googeln: “soaking music hillsong“; alsdann rufe man den Song-Titel “This Is Our God“ auf. – Um etwas über die sexuelle Komponente des “Soaking“ zu erfahren, rufe man auf: “soaking mormon“ und klicke auf “Is mormon ’soaking’ sex a real thing?“ Wohlgemerkt, auch die hier beschriebene Sexual-Praktik kommt aus Südostasien. Mit ihr wird angestrebt, Sexualität zu spiritualisieren, unter sogenannten „Christen“. Auch dieserart Charisma dürfte sich verbreiten. Spiritualisierte Sexualität, erinnert das nicht an urheidnische Kultkultur?

Wenn man die spirituellen von den spiritistischen Kontexten nicht klar scheidet, wie sie vereint auf das Christentum einwirken, um dessen Namensgeber wegen Seines Absolutheitsanspruchs auszubooten, droht Illusion gegenüber der Faszination charismatischer Musik. Nochmals sei auf die Abhandlung „Die sieben Musterlieder in ‚glauben – hoffen – singen’ und ihre Verfasser …“ hingewiesen. Hier werden die in adventisten heute werbend abgedruckten Lieder analysiert. Dabei kann weitere Sicherheit für den geistlich wertenden Umgang mit neuen Liedern gewonnen werden. Auch in dem Artikel „Die Produktion neuer geistlicher Lieder in Deutschland als Ausdruck der Ökumenisierung …“ wird die überkirchliche Tendenz des Liedschaffens in Deutschland objektiv begründet. Man könnte geradezu von Durchökumenisierung sprechen. Sie ist mit nichts zu vergleichen, was es im Bereich des geistlichen Liederschaffens je gab. Da aufgrund der vorgestellten Lieder angenommen werden kann, dass diese mustergültig sind, steht zu erwarten, dass auch im Hinblick auf das übrige Kontingent neuer Lieder bei der ökumenischen Singkultur überreichlich Anleihe genommen wurde.

Wenn heute, in diesem endzeitlich weit fortgeschrittenen Stadium, geistliche Wertungen von neuen Liedern vorgenommen werden, müssten deren personale Kontexte ausgeleuchtet werden, gerade angesichts der nie zuvor dagewesenen Durchökumenisierung der Liedermacher-Szene. Wenn Fachleute unter den verantwortlichen Fachleuten! Man würde es sich zu einfach machen, nur das zu beurteilen, was auf einem Liedblatt vor Auge tritt. Der die Welt verführende Widersacher muss gerade heute auf der ganzen Linie einkalkuliert werden, wenn es um geistliche Güter und ihre Bewertung geht. Natürlich gehören auch und gerade neue Gottesdienstlieder dazu. Voraussichtlich werden sie jahrzehntelang gesungen. Und wenn es beispielsweise um einen bestimmten Stil aus neuerer Zeit geht, sollte dessen Werdungsprozess sowie dessen primäre gesellschaftliche Funktion erfasst werden. Tun wir es nicht, können wir den möglicherweise hinter alldem stehenden Doktrinen des Widersachers auf den scheinbar unverfänglichen, charismatisch ausgestrichenen Leim gehen. Die besten Helfer zum Erfolg des gefallenen Musikmeisters sind in dieser Weltendzeit unsere biblischen sowie historisch-kulturellen Ahnungslosigkeiten und unsere geistliche Ignoranz. Diese Faktoren sind es, die den Hinweis auf musikfachmännische Erfahrung relativieren – jedenfalls im geistlichen Entscheidungsfeld!

Nach dem Sündenfall setzte Gott Feindschaft zwischen der Schlange und der durch sie verführten Eva, zwischen Seinen Getreuen und den Satan folgenden Abtrünnigen, zwischen dessen Nachfolgern und Christi Nachfolgern. Gott richtete später eine geistliche Schutzmauer zwischen Israel und den heidnischen Nachbarn auf. Doch in dem Maße wie Sein Volk oder Teile daraus sich dennoch liberalistisch für heidnische Einflüsse öffneten, verlor es seine geistliche Reinheit und entglitt Gottes Einfluss. Und heute? – Heute nähert sich ein Teil Seines endzeitlich herausgerufenen Volkes an Zusammenschlüsse abgefallener Kirchen an und öffnet sich den gleichen unseligen Einflüssen, die diese Kirchen längst erfasst haben. Doch als primäres Entgrenzungsmittel dient Musik, die aus okkulten Wurzeln hervor gegangen ist und nach kulturellen Angleichungsprozessen (Akkulturation) nunmehr Teil der letztzeitlichen, verrohenden und zunehmend entchristlichten Welt ist. Mag eine noch so faszinierende Musik oder mögen die davon abgeleiteten Gemeindelieder das Tor jener Schutzmauer auch nur einen Spalt breit öffnen, so genügt das; denn um diesen Spalt zu ermöglichen, musste die Querverriegelung des Tores entfernt werden. Das genügt dem Feind. Er wird das Tor weiter und weiter aufdrücken. Es hätte gegolten, dem Anfang zu wehren! Das neue Liederbuch blickt mit „Leben aus der Quelle“ auf eine zwar nicht lange, aber was charismatische Lieder anbelangt, fehlgeleitete Tradition zurück.

Die geistlichen Entgleisungen des Altbundvolkes finden in der Kirchengeschichte ihre typologischen Entsprechungen. In diesen Analogien liegt das große, prinzipielle Lernfeld für das Christentum. Es war der Typologe Paulus, der die alttestamentlichen Schriften als Lern-, Korrektur- und Erziehungsgrundlage herausstellte, im Kontext eines treffend charakterisierten endzeitlichen Rahmens: 2Tim 3,1 bis 4,4. Das hier Gesagte sollte in Sonderheit dem herausgerufenen Endzeitvolk dienlich sein und mithin jedem Einzelnen von uns. Unser gegenwärtiges Problem ist im Prinzip nichts Neues unter der Sonne. Wie in alttestamentlichen Zeiten der Liberalisierung die Tempelmusik verunreinigt wurde (Amos 5:18-23), so wird heute die Gottdienstmusik in unseren Reihen liberalistisch entheiligt, allein schon von der Grundeinstellung zum Gottesdienst her. Die Einlassung okkulter Elemente gab es in alttestamentlicher Zeit, und es gibt sie gegenwärtig. Heute ist die charismatische Musik das Substrat (svw. tragendes Mittel), das Unheiliges hereinträgt.

Wer typologische Entsprechungen zwischen alt- und neutestamentlicher Zeit nicht sehen will, darf getrost Gleichnisse wörtlich nehmen. Hier ist Augensalbe gefragt (Offb 3,18), Klarsicht! In der Regel lehnen liberal gestimmte Christen typologische Analogien ab, wenn sie uns nicht gerade durch Jesus oder einen der Apostel an die Hand gegeben sind – und noch dazu, wenn sie sich einschränkend auswirken und Liebgewordenes als Fehler aufdecken. Wenn in alter Zeit im Volk die Entgleisungen weit genug gekommen waren, ergaben sich – wie Gott es vorausgesagt hatte – einschneidende Veränderungen mit Gerichtscharakter. Ob das heute auch zu befürchten ist? Direkter gefragt: Liegt nicht auch heute ein einschneidendes Ereignis als das an Gericht gebundene Ereignis in der Luft – von der typologischen Konsequenz her (Gr. Versöhnungstag)?

Wovon spricht Jesus in Mt 7 im Zusammenhang mit dem breiten und dem schmalen Weg sowie den Pforten, durch welche diese beiden Wege führen? Um in Bild und Kontext zu bleiben: In Vers 22-23 werden die Vielen, die auf dem breiten Weg der Christen-Ökumene ins Ziel gelangen wollen, von Jesus abgewiesen. Sie hatten, wie sie meinten, im Namen Christi geweissagt und glaubten, in Seinem Auftrag böse Geister ausgetrieben, Kranke geheilt und Wunder getan zu haben. Just diese Tätigkeiten treffen auf Charismatiker zu. Jedoch: Ihr Tun und ihre Berufung auf Christus war Anmaßung, der herbeigebetene und so tief empfundene Wunder-Geist nicht der Geist Gottes. Welche Enttäuschung, trotz all der phantastischen Charismata von Jesus abgelehnt, ja noch nicht einmal gekannt zu werden! Es ist entsetzlich, befürchten zu müssen, dass Geschwister, die dem falschen Geist trauen und den Geist der Charismatik hereinlassen, in der Gefahr stehen, die gleiche Enttäuschung hinnehmen zu müssen! Man spreche in diesem Zusammenhang bitte nicht von Verurteilung oder Vorverurteilung. Hier ist in Verbindung mit Informationen zur Sache eindringliche Warnung gefordert, und so ist dieser ganze Artikel zu verstehen: Hes 3,18-21! Wir haben es mit dem Prinzip zu tun, dass Wissen Verantwortung bringt! Weltgericht und, um im biblischen Bild zu sprechen: Sortierung von Schafen und Böcken (Mt 25,32-33), ist natürlich Sache des göttlichen Richters!

Manche vertreten die Meinung, Musik sei neutral. Aber wer tritt für jene Neutralisierung ein? Wer hat heute das dringende Bedürfnis, Musik der geistlichen Bewertbarkeit zu entziehen – sogar als Trägerin geistlichen Wortes? Um das nur im Bezug auf die menschliche Ebene zu beantworten: Daran dürfte derjenige ein Interesse haben, der dem Fragwürdigen Raum schaffen will – sogar im Gottesdienst, koste es was es wolle. Aber damit macht man sich zum Diener eines übergeordneten, letztlich universellen Zieles, ob das den Betreffenden bewusst ist oder nicht. Es geht um die ganz große Einheit, das vermessenste Global-Machwerk aller Zeiten! Dafür ist die Verbindung von Text und Musikstilistik, welche die Jugend in einem aus unserer Sicht verkehrten Weg bestätigt, ein ideales Mittel. Wem die Jugend folgt, dem gehört die Zukunft – jedenfalls aus weltlicher Sicht.

Doch es gibt eine Bremse, die im Sinne einer Geistesfrucht untrüglich ist: Aus geistlicher Sicht ist nichts zu rechtfertigen, was in Zweifel, „innere Emigration“ und zum gemeindlichen Unfrieden führt. Selbst wenn es nur eine Minderheit betrifft, bei der im Gottesdienst geistliches Unwohlsein erzeugt wird, sollte keine dahingehend wirkende Agenda durchgesetzt werden. Wie könnte das Gottes Segen bringen?! Hier hat auch die viel beschworene Sorge um die Jugend zurückzustehen, zumal wenn durch Zugeständnisse der Weg der Verweltlichung begangen wird. Das Argument, man müsse der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen auch im Rahmen des Gottesdienstes entgegen kommen und zeitnäher singen und spielen, hat in einen liberalistischen Prozess geführt. Dieser ist im Liederbuchwesen nachweisbar und er wird sich in der Aufführungspraxis vieler Gemeinden noch deutlicher erweisen.

Der glaubhaft geistliche Ansatz, auch wenn es „nur“ um Lieder geht, ruft danach, diese einerseits vor biblischem sowie biblisch-typologischem Hintergrund zu prüfen. Dies umso mehr, wenn es um neuartige Liedtypik und Grenzen abbauende Trends geht. Zu behaupten, dass Musik weder rein noch unrein, sondern neutral sei, setzt eine menschlich gewollte, neutrale Mischzone voraus. Sie wird aber vom Schwarz-Weiß oder Ja und Nein des göttlichen Worts nicht ermöglicht: Jes 5,20-21.4; Hes 22,26-28; 44,23! Auch weist die Neutralitätsbehauptung bereits zu Worten Jesajas hinüber: Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen …! Wäre es nicht furcht bar, wenn dieses Prophetenwort hier griffe?

Für den deutschen Adventismus ist die Zeit so ausgereift, dass die Worte Jesu aus Mt 13,13-15 volle Gültigkeit haben. Diese Worte sprach Er in Anlehnung an Jesaja 6,9-13. Auch diese Aussagen wären in die gegenwärtige Situation zu übertragen. Anstatt dass sich das herausgerufene Endzeitvolk der Adventisten geschlossen hinter die Losung stellt „Hin zur Weisung und zur Offenbarung“ (Jes 8,20), lassen sich leider viele von uns in aller Progressivität (von lat. progredi = voranschreiten) auf den breiten Weg eines liberalen Prozesses führen. Dieser wurde seit ein paar Jahrzehnten eröffnet und hat nun im Hinblick auf Musik und Lieder in eine potentiell spalterische Situation geführt. Aber das betrifft nicht nur die neuen Lieder sondern auch die moderne Gottesdienstmusik im Übrigen, nicht zu reden von der Schmälerung der adventistischen Lehrepositionen.

Der Adventismus in Deutschland scheint an einer Wegscheide zu stehen. Nicht erst die Musiksoziologie hat die Musik als relevantes Medium für Zugehörigkeiten bzw. Identifizierung erkannt. Gegenwärtig geht es bei uns um deutlich verschiedene Identitäten, einerseits vertreten durch den am Herkömmlichen festhaltenden Konservativismus und andererseits erweist sich das Mitgehen mit aktuellen Trends, also eine liberalistische Progression. Im ersten Fall geht es um Wahrung eines festen Standorts, im zweiten um ein Fortschreiten, also um einen Prozess – negativ ausgedrückt: Man geht und richtet sich dabei nach äußeren Umständen, driftet also. Die entscheidende Frage ist, wo das Vorwärts- oder Voranschreiten hingeht. Diesbezüglich unterscheiden sich Konservative von Liberalen erheblich, weil der vom Ursprünglichen wegführende und deshalb ent-fremdende Prozess die Unterschiede vergrößert. Das bedeutet unweigerlich Verschliff fester Vorgaben. Eben das wird vom konservativen (= bewahrenden) Gläubigen als be-fremdend empfunden.

Es wäre äußerst riskant anzunehmen, dass von solchem Verschliff irgendein Bereich im geistlichen Feld nicht erreicht oder beeinflusst werden könne. Eine demgegenüber allzu optimistische Haltung ließe auf allzu freizügige und letztlich gegen biblische Grundsätze gerichtete Gesinnung schließen. Dass die Auswahl von nicht aus adventistischem Denken und Wollen hervorgegangenen, neuen Liedern zu einer traditionell adventistischen Identitätsbildung beitragen könnte, ist nicht zu erwarten. Doch gibt es eine neoadventistische Identität, die der Charismatik gegenüber freundlich ist. Sie weist in Richtung Ökumene.

Nochmals: Damit schauen wir auf ein übergeordnetes Ziel, ob das den Betreffenden bewusst ist oder nicht. Es geht um die große Einheit. Dafür ist die Verbindung von überkirchlich neutralen Texten und einer Musikstilistik, welche die Jugend in einem aus geistlicher Sicht verkehrten, weltzugewandten Weg bestätigt, das ideale Mittel. Nochmals: Wem die Jugend folgt, dem gehört die Zukunft – aus geistlicher wie aus weltlicher Sicht. Aber diese Zukunft ist begrenzter als die diesseitsbetont-weltliche Illusion glauben lässt. Maranatha!

Zumindest ist die organisatorische Einheit der deutschen STA noch gewahrt. Wie sehr sie gefährdet ist, geht aus einem bereits laut gewordenen Anwurf hervor, der mit der Zuwendung zur Ökumene ebenso zu tun hat wie mit der sich immer deutlicher abzeichnenden Akzeptanz musikalischer Charismatik: Man hat die konservative Seite bereits als spalterisch bezeichnet. Es lässt nach Atem ringen, solches von Seiten intelligenter Strategen zu hören. Denn wenn bereits diejenigen als Spalter betrachtet werden, die am Herkömmlichen festhalten – egal ob es um geistliche Standorte und Rede oder ob es um gesungenes Wort geht –, so ist die Grenze zur Unsinns-Behauptung überschritten. Denn wer spaltet hier: die in adventistischer Identitätstreue Beharrenden oder die auf Neuerung und Veränderung Pochenden? Der konservative Geist kann schlechthin nicht spalten, das wäre schon aus chronologischer Sicht unlogisch! Nur wer Neues durchsetzen will, kann dort Spaltung hineintragen, wo zuvor keine war. Wer einen anderen Eindruck herbeiredet, führt die Spaltung als einen taktischen Anwurf ins Feld. Doch damit lehnt man sich allzu progressiv aus dem Fenster.

Begann nicht alles Elend des Altbund-Volkes mit Liberalität? Ging es nicht allemal progressiv ins Unglück? Ist das Elend der Kirchen, eingeschlossen ihre Neigung zum Charismatismus, nicht im besonderen Maße Ausdruck einer Liberalität, die letztlich in die große Einheit einmünden soll? Doch adventistisch gebliebene Adventisten beherzigen das DANACH. Dass davor nichts Gutes kommt, sondern letztlich die „Angst in Jakob“ herrscht, ist vorhergesagt. Dazu sei auf drei Worte des Herrn hingewiesen: Mk 8,34f.; Joh 16,33; Offb 3,21. Und wie lange noch bis zu den endlichen Wehen (Mt 24,9-14)?

Lieder der überkirchlichen Einheit sind charismatisch. Dass charismatisch heute praktisch ökumenisch bedeutet, zeigt bereits das Praxisfeld der Entstehung neuer Lieder. Das wird am Beispiel der in Deutschland während des letzten Halbjahrhunderts völlig ökumenisierten Liederproduktion in einem eigenen Artikel nachgewiesen: Deshalb wurde der Begriff Durchökumenisierung gebildet. Doch wie steht es mit der endzeitgemäßen Aufgewecktheit der Verfasser charismatisch-ökumenischer Lieder? Was lassen ihre Produkte in Sachen Wachheit erkennen? Aus der Sicht eschatologisch orientierender Bibelaussagen kann es sich nicht um Verfasser handeln, die den tiefen Ernst unserer Zeit erkannt haben. Man frage sich im Hinblick auf die sieben in „ah“ vorgestellten Lieder, ob es sich dabei um Erweckungs- oder um geistliche Schlaflieder handelt. Nachdem fünf der sieben Musterlieder erschienen waren, wurde in einem kritischen Brief an Jürgen Hartmann (Vorsitzender eines der Teilausschüsse der Liederbuch-Kommission) die Frage gestellt, was die neueren Lieder zu sagen haben über: „Wiederkunft, Buße und Bekehrung, Heiligtum und Hohepriester, Endzeit und Gericht, die spezifische Adventbotschaft für diese Zeit, über Zeichen der Zeit – unsere Zeit! – sowie über Prophetie im Allgemeinen und ihre Bedeutung für die geistliche Wachheit?“. Es kam keine Antwort. Lassen wir also – über die sieben vorgestellten Lieder hinaus – durch „ghs“ selbst die Antwort geben, was die neueren Lieder insgesamt zur Stärkung adventistischer Identität beitragen.

Damit wurde angedeutet, woran dringender Bedarf bestünde. Auf die Frage, ob dem mit der Liedauswahl betrauten Arbeitskreis entsprechende neue Lieder vorlagen, kann nur gesagt werden, dass sie reichlich vorlagen, allerdings waren es keine charismatischen Lieder.

Schließlich sei die höchst wichtige Frage gestellt: Wie sollten adventistische Lieder musikstilistisch beschaffen sein? Welche Alternative(n) zu den weltzugewandten, ökumenistischen Liedern wäre(n) möglich? Wo könnten, sollten oder müssten ihre Verfasser stilistisch ansetzen, damit sich neue Lieder von der überkirchlichen Hauptströmung unterscheiden? Um diese Frage zu beantworten, ist ein eigener Artikel vorgesehen.

Wenn wir uns von dem Trend abgefallener Kirchen vereinnahmen lassen, verlieren wir den Blick für das, worauf wir uns berufen und um dessentwillen der Adventismus in Existenz gerufen wurde: die Reformation und ihre Vollendung sowie protestantische Verkündigung gemäß Offenbarung 14,8-12! Was das Kontingent an neuen Liedern in „ghs“ wohl dazu zu sagen hat?

Kommentare sind geschlossen.